April 27, 2024

SoBi-DM: Kaiser-Gold krönt saarländische Bilanz

3 Tage lang stand die Biathlonanlage in Sonnenberg im Harz in diesem Jahr wieder im Zeichen des Sommerbiathlonsports. Denn wie schon 2021 fanden hier auch in diesem Jahr wieder die Deutschen Meisterschaften im Sommerbiathlon mit dem Luftgewehr statt. Unter den knapp 250 Sportlern, die bei den Wettbewerben an den Start gingen, waren auch sechs saarländische Athleten vertreten. Dabei waren mit Richard Langenbahn, Hans-Günther Kaiser und Sammy Schu drei ehemalige Deutsche Meister im Sommerbiathlon für das Saarland am Start.

Staffel-Erfolg mit Höhen und Tiefen

Bevor am Wochenende die Einzelrennen auf dem Programm standen, ging es für drei unserer Sportler bereits am Freitag mit dem Staffelrennen der Herren I los: Dort gingen Sammy Schu, Jean-Luc Diehl und Tobias Reichert für das Saarland ins Rennen. Und die Staffel begann sofort furios. Sammy, der zwar läuferisch zur absoluten Spitze in der Altersklasse gehört, aber am Schießstand mangels Erfahrung eigentlich eher ein Wackelkandidat ist, wuchs als erster Läufer über sich hinaus. Nachdem er auf der ersten Runde bereits erwartungsgemäß vorne mitlief, legte er beim ersten Liegendschießen auch schnell und sicher alle fünf Scheiben um und ging auf Position zwei auf die zweite Laufrunde. Diesen Platz hielt er auch bis zum Stehendschießen. Dort legte er dann sogar noch einen drauf: Zwar musste er einmal nachladen, allerdings schossen auch die Konkurrenten Fehler, sodass er mit knapp 10 Sekunden Vorsprung als Führender auf seine letzte Runde gehen konnte. Dort baute er den Abstand dann nochmal weiter aus und übergab mit einem Vorsprung von knapp 20 Sekunden auf den zweiten saarländischen Läufer Jean-Luc Diehl.

Der war läuferisch nach einer Rachenentzündung noch nicht wieder fit und büßte bereits auf seiner ersten Runde die Führung wieder ein. Auf Position zwei kam er zum Liegendschießen, wo er einen Tag zum Vergessen erlebte. Von den ersten fünf Schuss verfehlten gleich drei ihr Ziel, sodass er nun alle Nachlader ins Ziel bringen musste, um eine Strafrunde zu vermeiden. Stattdessen gingen auch alle drei Nachladepatronen daneben und Jean-Luc fiel bis auf Rang 6 zurück. Beim Stehendschießen machte er es hingegen besser und kam, wenn auch erneut mit Nachladern, ohne Strafrunde durch, sodass der den sechsten Platz bis zum Wechsel auf Schlussläufer Tobias Reichert halten konnte.

Da die Lücke nach vorne bereits groß war, war für ihn das Ziel den sechsten Platz möglichst zu verteidigen und das gelang ihm von Beginn an gut. Nachdem er auf der Runde bereits schnell unterwegs war, kam er liegend mit nur einem einzigen Nachlader durch. Und auch auf der zweiten Laufrunde ließ er die restlichen Staffeln nicht näherkommen. Mit einem zügigen und fehlerfreien Stehendschießen machte er noch bevor er auf die Schlussrunde ging alles klar und brachte so den sechsten Platz souverän ins Ziel. Ein toller Auftakt für das saarländische Team, wenn auch zwischenzeitlich sogar noch mehr möglich gewesen wäre.

Die saarländische Herren I-Staffel nach dem Rennen im Zielbereich (von links nach rechts: Tobias Reichert, Sammy Schu, Jean-Luc Diehl)

Langenbahn holt erste saarländische Medaille

Einen Tag später ging es für die Erwachsenen mit den Massenstarts und für die Nachwuchsklassen mit den Sprint-Wettkämpfen weiter. Beim Massenstart der Herren IV war das Saarland dabei mit Richard Langenbahn und Hans-Günter Kaiser gleich doppelt vertreten. Beide haben in der Vergangenheit bereits in dieser Altersklasse mehrfach auf dem Podium gestanden und gingen somit als Mitfavoriten auf eine Medaille ins Rennen.

Von Beginn an waren beide läuferisch in Medaillennähe unterwegs. Nach der ersten Runde kam Hans-Günter auf Position 3 zum Schießen, während Richard dicht dahinter als 5. in den Schießstand kam. Am Schießstand zog Richard dann mit einer fehlerfreien Serie an Hans-Günter vorbei und ging als 3. auf die zweite Laufrunde. Hans-Günter musste hingegen eine Strafrunde absolvieren und fiel auf Platz 6 zurück. Beim zweiten Schießen mussten dann beide Saarländer kreiseln: Richard einmal und Hans-Günther dieses Mal gleich zweimal. Dennoch gingen beide auf den Plätzen 4 und 5 auf die Runde, sodass zur Rennhälfte noch alle möglich war.

Doch auch stehend war es das gleiche Bild: Wieder blieb bei Richard eine Scheibe stehen und wieder waren es bei Hans-Günther gleich zwei Scheiben, die schwarz blieben. Dank Fehlern der Konkurrenz rückte Richard damit jedoch dennoch bis auf Rang 3 vor und hatte nun vor dem letzten Schießen alle Chancen auf eine Medaille: Dort sicherte sich der Führende Peter Kostrewa mit einem fehlerfreien Schießen souverän den Titel, der zweitplatzierte Christoph Götze verfehlte jedoch gleich drei Scheiben und bot so Richard sogar noch die Chance noch auf Platz 2 vorzulaufen.

Doch auch Richard kam beim letzten Schießen nicht ungeschoren davon und musste selbst gleich zweimal kreiseln, sodass er gemeinsam mit Götze auf die Schlussrunde ging. Da die Athleten hinter ihm ebenfalls mindestens eine Scheibe stehen ließen, war Bronze für ihn damit sicher. Auf der letzten Runde lieferte er sich nun jedoch noch mit Götze den Kampf um Silber. Nachdem Richard zu Beginn noch mit seinem Konkurrenten mitgehen konnte, verlor er auf der zweiten Hälfte der Runde schließlich den Anschluss und lief stattdessen den dritten Platz souverän ins Ziel. Die nächste Medaille für den Athleten aus Hofeld und das erste Saarländische Edelmetall bei der diesjährigen Sommerbiathlon-DM. Hans-Günter verfehlte hingegen beim letzten Schießen insgesamt vier Scheiben und kam so „nur“ als 7. ins Ziel. Im Sprint-Wettkampf am nächsten Tag sollte er jedoch noch die Möglichkeit haben, es besser zu machen…

Der Stand im Ziel nach 5 Kilometern: Richard Langenbahn sichert sich das erste saarländische Edelmetall dieser DM

Saarländer bei den Herren I knapp außerhalb der Top10

Im Massenstart der Herren I über 6km bestritten die beiden Saarländischen Vertreter Sammy Schu und Tobias Reichert ein komplett gegensätzliches Rennen. Während Sammy von Beginn an läuferisch bei der Spitze dabei war, am Schießstand jedoch fast die Hälfte der Scheiben stehen ließ, bewegte sich Tobias läuferisch eher im Mittelfeld und zeigte dafür am Schießstand eine hervorragende Leistung: Nur einer seiner 20 Schüsse verfehlte sein Ziel.

Damit gelang ihm (gleichauf mit Paul Böttner aus Frankenhain, der auch nur eine Scheibe stehen ließ) das beste Schießergebnis aller Teilnehmer in seiner Altersklasse. Der Lohn hierfür war am Ende im starken Teilnehmerfeld ein guter 15.Platz, der Hoffnung auf das kommende Sprintrennen machte. Bei Sammy ging es trotz der insgesamt 9 Schießfehler noch weiter nach vorne. Als 11. verpasste er einen Platz in den Top10 nur um 0,7 Sekunden.

Tobias Reichert auf der Laufstrecke

Liegendschießen verhindert besseres Resultat

Auch bei Ben König in der Jugend reichte es hauchdünn nicht für einen Platz unter den besten 10. Läuferisch war er in seiner Altersklasse gut unterwegs, setzte gleich beim Liegendschießen jedoch drei Schüsse daneben. Stehend machte er es hingegen wesentlich besser und verfehlte hier nur eine einzige Scheibe. Dadurch machte er noch einmal einige Plätze gut und lief letztendlich noch bis auf Rang 11 nach vorne.

Ein Treffer fehlt zur Medaille

Der dritte und letzte Wettkampftag startete mit dem Sprint-Wettkampf der Herren IV. Nachdem Richard hier bereits im Massenstart Bronze holen konnte, waren die Hoffnungen auf eine weitere Saarländische Medaille vor dem Start groß. Angesichts der starken Konkurrenz war jedoch auch klar, dass hierfür ein annähernd perfektes Rennen nötig sein wird. Als erster unserer beiden Athleten ging Richard auf die 3km lange Strecke.

Er hielt sich läuferisch in etwa im Bereich des Massenstart-Zweiten Christoph Götze, verfehlte liegend jedoch eine Scheibe und musste entsprechend 75m zusätzlich laufen. Und auch beim Stehendschießen ließ er eine der fünf Scheiben stehen. Da mit Götze und Kostrewa die beiden übrigen Medaillengewinner des Vortags sogar dreimal kreiseln mussten, ging er mit diesem Ergebnis dennoch mit einer Medaille in Reichweite auf die Schlussrunde. Dort verlor er jedoch ein paar Sekunden auf seine Laufstarken Konkurrenten und kam so knapp 5 Sekunden hinter den beiden ins Ziel. Dies reichte letztendlich nicht für einen Platz auf dem Podium. Mit Rang 6 konnte er jedoch dennoch ein gutes Ergebnis erzielen.

Richard Langenbahn (Nummer 209) an der Startlinie

Trotz Rückenproblemen zu Gold

Die Sensation des Wochenendes gelang unserem „Tiger“ Hans-Günter Kaiser. Angesichts eines eher enttäuschenden Massenstarts und von Rückenproblemen geplagt waren die Aussichten im Vorfeld des Rennens eher gedämpft. Doch der Tiger zeigte wieder einmal, dass mit ihm immer zu rechnen ist: Läuferisch konnte er mit den Besten mithalten und nach sage und schreibe 9 Schießfehlern am Vortag, agierte er dieses Mal am Schießstand wie ausgewechselt.

Beim ersten Schießen räumte er souverän und in einem guten Rhythmus die fünf Scheiben ab und ging dadurch zwischenzeitlich in Führung. Nachdem er auch auf der zweiten Runde das Tempo oben halten konnte, ging es nun beim Stehendschießen um eine Medaille. Von diesem Druck ließ sich der Tiger jedoch nicht beeindrucken und legte erst die ersten beiden Scheiben um, nahm sich dann viel Zeit, um die dritte Scheibe sauber anzuvisieren und konnte tatsächlich auch diese Treffen und brachte im Anschluss auch noch seine letzten beiden Schüsse ins Schwarze.

Damit blieb er als einziger Athlet aus seiner Altersklasse fehlerfrei und ging mit knapp 45 Sekunden auf den Massenstart-Sieger Peter Kostrewa auf die Schlussrunde. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war, wofür diese Leistung reichen könnte, war schon jetzt klar, dass hier mindestens eine Medaille auf dem Spiel steht. Und beflügelt vom guten Schießen packte der Tiger auf der Schlussrunde noch einmal den Turbo aus und baute seinen Vorsprung noch einmal weiter aus. Mit über 50 Sekunden Vorsprung auf Kostrewa und 45 Sekunden Vorsprung auf den zwischenzeitlich zweitplatzierten Herbert Geier kam Hans-Günter entkräftet aber glücklich ins Ziel.

Während er noch überlegte, ob das für eine Medaille reichen könnte, scheiterte Athlet um Athlet an der Zeitvorgabe des Tigers und es zeichnete sich mehr und mehr ab, dass der Deutsche Meistertitel ihm nicht mehr zu nehmen sein würde. Jochen Polenske vom SV Lindlar konnte zwar noch kurz vor Schluss auf Platz 2 vorlaufen, doch auch ihm fehlten fast 30 Sekunden, um dem Tiger gefährlich werden zu können. Kurz danach stand das Ergebnis dann fest und Hans-Günter Kaiser durfte sich über den zweiten Deutschen Meistertitel seiner Sommerbiathlon-Karriere freuen.

Hans-Günter Kaiser (2.v.l.) und Richard Langenbahn (rechts) bei der Siegerehrung

Herren I wiederholen Massenstart-Resultat

Im Sprint der Herren I wollten Sammy Schu und Tobias Reichert nach den Plätzen 11 und 15 beim Massenstart nun erneut die Top10 angreifen. Und beide starteten gut in das Rennen: Nachdem beide auf der ersten Runde bereits läuferisch unterwegs waren, kam Sammy liegend mit nur einer Strafrunde durch. Angesichts der 9 Fehler, die er am Vortag im Massenstart geschossen hatte ein gutes Zwischenresultat für ihn. Tobias, der im Massenstart bereits am Schießstand überzeugt hatte, setzte dies auch hier fort und blieb liegend fehlerfrei.

Schlechter lief es bei beiden im Stehendanschlag. Hier blieben bei Sammy gleich zwei Scheiben schwarz und auch Tobias kam dieses Mal mit einer Strafrunde nicht ganz ohne Schießfehler durch. Beide gaben auf der Schlussrunde noch einmal alles und landeten letztendlich zwar erneut knapp außerhalb der Top10, konnten mit den Plätzen 11 und 15 allerdings erneut ihre Ergebnisse aus dem Massenstart wiederholen.

Ebenfalls am Start war diesmal Jean-Luc, der den Massenstart krankheitsbedingt ausgelassen hatte. Wie schon in der Staffel kam er allerdings weder läuferisch noch am Schießstand wirklich in den Wettkampf rein. Nach drei Fehlern liegend war schon zur Rennhälfte nur noch Schadensbegrenzung angesagt. Doch auch stehend lief es mit zwei Strafrunden nur unwesentlich besser. Am Ende verfehlte er als 32. knapp die Top30. Im Vordergrund stand für ihn nach den Krankheitsproblemen im Vorfeld jedoch eher das Rennen überhaupt zu beenden.

Sammy Schu mit seinem Gewehr am Schießstand

Schießfehler verhindern Top10-Platz

Das letzte Rennen des DM-Wochenendes bestritt aus saarländischer Sicht Ben König im Massenstart der Jugend männlich. Nach Platz 11 im Sprint war das Ziel heute nochmal die Top10 anzugreifen und läuferisch sah das zu Beginn auch gut aus. Nach einer guten ersten Runde kam er auf Platz 6 zum ersten Liegendschießen. Dort fiel er nach 2 Fehlern jedoch auf Platz 10 zurück. Im Anschluss war es immer wieder das gleiche Bild: Läuferisch war er gut dabei und konnte immer wieder Plätze aufholen, büßte diese jedoch beim Schießen wieder ein.

Nachdem beim letzten Schieben sogar gleich 4 Scheiben schwarz blieben, spülte es Ben bis sogar bis auf Platz 14 zurück, allerdings trennten ihn nur wenige Sekunden von Platz 11. Und tatsächlich konnte Ben auf der letzten Runde noch einmal seine gute Laufform unterstreichen und kämpfte sich Platz um Platz nach vorne, sodass er zur Hälfte der Runde bereits auf Platz 12 vorgelaufen war. Am Elftplatzierten Timon Balke (SGi Golmbach) kam er jedoch trotz aller Bemühungen nicht mehr vorbei und kam so als 12. ins Ziel. Angesichts der vielen Fehler noch ein gutes Ergebnis, allerdings wäre mit einem besseren Schießen weitaus mehr möglich gewesen.

Unser Team bei der diesjährigen Sommerbiathlon-DM (von links nach rechts): Tobias Reichert, Hans-Günter Kaiser, Ben König, Stephan Diehl (Trainer), Richard Langenbahn, Jean-Luc Diehl, Sammy Schu

Die saarländischen Ergebnisse auf einen Blick

Sportler (Altersklasse)SprintMassenstartStaffel
Ben König (Jugend männlich)1112
Sammy Schu (Herren I)11116
Tobias Reichert (Herren I)15156
Jean-Luc Diehl (Herren I)326
Hans-Günter Kaiser17
Richard Langenbahn63