Wer am Wochenende vom 6. bis 8. September in Oberhof war, der hätte nicht erwartet, dass hier gerade Biathlon- und Langlauf-Wettbewerbe auf Schnee ausgetragen werden. Doch trotz spätsommerlicher Temperaturen fanden in der thüringischen Wintersporthochburg wieder einmal die Deutschen Meisterschaften im Para Ski Nordisch – also den Sportarten Skilanglauf und Biathlon für Menschen mit Behinderung – statt. Möglich machte dies die Langlaufskihalle, in der in Oberhof ganzjährig Ski gefahren werden kann.
Erster Ski-Wettkampf 3 Monate vor Winteranfang
Schon in den letzten Jahren fanden hier noch vor Beginn der eigentlichen Wintersaison die nationalen Titelkämpfer der nordischen Paraski-Sportler statt. Der besonders frühe Termin in diesem Jahr stellte die Sportler dennoch vor eine ungewöhnliche Situation. Gerade Johanna, die über den Sommer hinweg auch noch als Radsportlerin aktiv war, musste sich nun schlagartig von Sommer auf Winter umstellen. Denn gemeinsam mit ihrem neuen Guide Sven Kolb standen für sie in Oberhof gleich drei Langlauf- und Biathlonrennen auf dem Programm.
Das erste Rennen des Wochenendes war jedoch mit dem Biathlon Johannas große Stärke. Im Sprint-Wettkampf über 6km lieferte sie sich einen Dreikampf mit ihren Nationalmannschafts-Kolleginnen Linn Kazmaier (mit Guide Michael Huhn) und Leonie Walter (mit Guide Christian Krasmann) um die Medaillen-Ränge. Läuferisch war sie zwar etwas langsamer als Linn und Leonie, da beide beim ersten Schießen jedoch eine Scheibe verfehlt hatten, hatte Johanna die Chance, mit einem fehlerfreien Schießen nochmal an die beiden heranzurücken.
Leider gingen bei der sonst so sicheren Schützin jedoch gleich zwei Schüsse daneben, sodass Johanna jetzt erst einmal etwas Zeit auf die beiden Führenden verlor. Beim zweiten Besuch am Schießstand machte Johanna es dann jedoch besser und kam hier fehlerfrei durch. Da Kazmaier und Walter jedoch auch alle fünf Ziele treffen konnten, reichte auch dieses gute Schießen nicht mehr, um noch an die beiden heranzurücken, sodass Johanna letztendlich als drittplatzierte ins Ziel kam. Davor konnte sich Kazmaier rund 20 Sekunden vor Walter den Sieg sichern.
Entscheidung am letzten Anstieg
Auch am zweiten Wettkampftag wurde wieder ein Sprint-Wettkampf ausgetragen. Dieses Mal jedoch nicht im Biathlon, sondern im Langlauf. Das bedeutete nicht nur, dass dieses Mal nicht geschossen, sondern nur gelaufen werden musste, sondern auch, dass anstelle von 6 km nur eine Strecke von 1,2 km absolviert werden musste. Gelaufen wurde diese Strecke jedoch gleich zweimal – einmal im Prolog, bei dem alle Athleten zeitversetzt auf die Strecke gingen und einmal anschließend im Finale, wo im Massenstart gestartet wurde.
Und schon im Prolog zeichnete sich ein ähnliches Bild wie am Vortag ab: Erneut kämpfte Johanna mit Kazmaier und Walter um die Medaillenränge, lag läuferisch jedoch knapp hinter ihren beiden Teamkolleginnen und kam so als Dritte ins Ziel. Im Finale blieb Johanna dann zu Beginn an Kazmaier und Walter dran, konnte am langen letzten Anstieg das Tempo der beiden jedoch nicht halten und wiederholte so ihren dritten Platz aus dem Prolog. Davor gewann wie schon am Vortag Linn Kazmaier (mit Guide Christian Winker) knapp vor Leonie Walter (mit Guide Christian Krasman).
Den Bronze-Hattrick perfekt machte Johanna schließlich im Langlaufrennen in der klassischen Technik, welchem zum Abschluss des Wochenendes ausgetragen wurde. Auf der 5km langen Strecke zeigte sie erneut eine läuferisch starke Leistung, konnte jedoch nicht ganz mit Kazmeier und Walter mithalten, die sich an der Spitze einen engen Zweikampf lieferten. Im Ziel lag dieses Mal Leonie Walter knapp mit gerade einmal 0,7 Sekunden vor Linn Kazmaier. Johanna kam dahinter erneut als sehr gute dritte ins Ziel und konnte damit gemeinsam mit ihrem Guide Sven Kolb ihre dritte Medaille des Wochenendes gewinnen.