April 24, 2025

Johanna Recktenwald gewinnt Gold bei Para-Biathlon-WM

Mit einem perfekten Rennen hat sich unsere Sportlerin Johanna Recktenwald bei den Weltmeisterschaften im Para-Biathlon auf der Pokljuka sensationell die Goldmedaille gesichert. Mit 20 Treffern bei 20 Schuss zeigte sie im Einzel-Wettkampf nicht nur am Schießstand eine herausragende Leistung, sondern wuchs, gemeinsam mit Guide Emily Weiss, auch auf der Strecke über sich hinaus und gewann so erstmals in ihrer Karriere ein internationales Rennen – und das ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt. Die Goldmedaille war dabei das emotionale Highlight einer Wettkampfwoche, die besser kaum hätte laufen können. Aber der Reihe nach…

Sensations-Silber zum Auftakt

Schon der Start in die Weltmeisterschaften war für Johanna und ihre neue Begleitläuferin Emily Weiss sehr verheißungsvoll. Am Schießstand fand Johanna zu alter Stärke zurück und blieb bei ihren beiden Besuchen am Schießstand fehlerfrei. Das war umso wertvoller, da mit der Chinesin Wang Yu und der Österreicherin Carina Edlinger Johannas ärgste Konkurrentinnen im Kampf um eine Medaille jeweils Fehler schossen.

So lag Johanna nach dem zweiten Schießen plötzlich nicht nur auf Medaillenkurs, sondern hatte mit einem Vorsprung von rund 40 Sekunden auf die drittplatzierte Wang sogar die Silbermedaille vor Augen. Beflügelt von dieser Ausgangslage und angefeuert von Begleitläuferin Emily Weiss gab Johanna auf der Schlussrunde nochmal alles und schaffte es sogar den Vorsprung auf die Chinesin nahezu identisch zu halten. Der verdiente Lohn dafür war die Silbermedaille und der zweite Vize-Weltmeistertitel in Johannas Karriere. Gold sicherte sich Teamkollegin Leonie Maria Walter mit ihrem Guide Christian Krasman.

Mit Nervenstärke zur zweiten Medaille

Weiter ging es zwei Tage später mit den Verfolgungs-Wettkämpfen. Diese bestehen im Para-Biathlon aus einem Qualifikations-Wettkampf, bei dem die Abstände für das anschließende Rennen ermittelt werden und dem Verfolgungs-Rennen an sich. Schon in der Qualifikation zeigte Johanna dabei, dass sie auch heute wieder ein großes Wort bei der Medaillenvergabe mitzureden hat. Mit zwei fehlerfreien Schießeinlagen und einer guten Laufzeit, landete Johanna 18 Sekunden hinter Teamkollegin Leonie Maria Walter erneut auf Platz zwei. Auf Wang und Edlinger konnte sich Johanna durch ihr gutes Schießen einen Vorsprung von 37 und 47 Sekunden erarbeiten, angesichts der Laufstärke ihrer beiden Konkurrentinnen konnte sich Johanna auf diesem Vorsprung jedoch nicht ausruhen.

Und tatsächlich legte vor allem Carina Edlinger im Verfolgungs-Wettkampf los wie die Feuerwehr und machte läuferisch Sekunde um Sekunde gut. Während Edlinger jedoch beim ersten Schießen zwei Scheiben verfehlte, blieb Johanna wieder einmal ganz konzentriert und räumte alle 5 Ziele ab. Da auch Wang Fehler schoss, lag Johannas Vorsprung nach dem ersten Schießen bei rund 45 Sekunden. Auch beim zweiten Besuch am Schießstand ließ Johanna nichts anbrennen und blieb erneut fehlerlos. Dies gelang dieses Mal auch Wang und Edlinger, sodass Edlinger jetzt mit rund 30 Sekunden Rückstand auf Johanna in die letzte Runde ging. Dort drückte Johanna jedoch noch einmal gehörig aufs Tempo und hielt die eigentlich laufstärkere Edlinger deutlich auf Distanz. Im Ziel konnte sich Johanna somit über ihre zweite Silbermedaille im zweiten WM-Rennen freuen. Besser war wie bereits im Sprint nur Teamkollegin Leonie Maria Walter, die 30 Sekunden vor Johanna ins Ziel kam, sodass das deutsche Team den nächsten Doppelsieg bejubeln konnte.

Der perfekte Tag bringt den WM-Titel

Befreit von ihren beiden Silbermedaillen ging Johanna in das letzte Rennen der Weltmeisterschaften. Dort stand mit dem sehr schießlastigen Einzel-Wettkampf zudem Johannas große Stärke auf dem Programm. Und wieder einmal zeigte Johanna am Schießstand eine überragende Leistung. Nach den ersten beiden Schießeinlagen lag Johanna mit fehlerfreiem Schießen wieder einmal dicht hinter Leonie Maria Walter und 12 Sekunden vor Carina Edlinger auf dem zweiten Platz und es sah alles danach aus, dass sie die nächste Silbermedaille holen würde.

Doch in der zweiten Rennhälfte blieben bei Teamkollegin Walter insgesamt zwei Scheiben stehen und auch Edlinger verfehlte eine weitere Scheibe. So war nun die Tür auf für Johanna, um sogar auf den ersten Platz vorrücken zu können. Und tatsächlich konnte Johanna mit zügigem und abermals fehlerfreien Schießen, vor der letzten Runde die Führung übernehmen. Mit einem Vorsprung von rund 30 Sekunden auf Walter und Edlinger standen die Zeichen nun plötzlich auf Gold für die 23-jährige. Das setzte noch einmal alle Reserven bei Johanna frei. Unter den Anfeuerungsrufen des Trainerteams und Begleitläuferin Emily Weiss, wuchs Johanna auf der letzten Runde über sich hinaus und schaffte es einen Vorsprung von 23 Sekunden gegen die laufstarke Konkurrenz ins Ziel zu retten.

Dort angekommen konnte Johanna ihr Glück kaum fassen und brauchte einige Sekunden, um zu realisieren, was ihr da gerade gelungen war. Immerhin war es nicht nur der erste WM-Titel in Johannas Karriere, sondern zugleich das erste Mal überhaupt, dass Johanna ein internationales Rennen für sich entscheiden konnte. Mit Freudentränen im Gesicht lag sie im Zielbereich ihrer Begleitläuferin in den Armen und nahm die Glückwünsche des restlichen Teams entgegen.

Traumhafte WM-Bilanz

Während das Ziel für Johanna im Vorfeld gewesen war, überhaupt eine Medaille zu gewinnen, reist sie somit mit zwei Silbermedaillen und einer Goldmedaille aus Slowenien ab. Eine Bilanz, die zwar überraschend, aber keineswegs zufällig zustande kam. Gerade läuferisch hatte Johanna in den letzten Jahren große Fortschritte machen können, um den Rückstand zur Spitze zu verringern und schon die vorherigen Rennen dieser Saison hatten gezeigt, dass Johanna an einem guten Tag ganz vorne mitlaufen kann.

Besonders beeindruckend bei den Weltmeisterschaften war jedoch insbesondere Johannas Form am Schießstand. Als einzige Athletin brachte sie alle 50 Schuss bei den WM-Rennen ins Ziel und konnte sich gerade im letzten Rennen auch bezüglich ihres Schießtempos deutlich verbessern. Der Lohn hierfür waren die mit Abstand besten Ergebnisse ihrer bisherigen Karriere – und das ausgerechnet zum Saisonhöhepunkt.

Die weiteren Stationen

Viel Zeit zur Erholung bleibt für Johanna nach dem WM-Trubel jedoch nicht. Denn bereits vom 12. bis 14. Februar geht es in Toblach mit dem ersten Teil der WM im Para-Skilanglauf weiter. Im Anschluss sind dann mal zwei Wochen Zeit zum Durchschnaufen, bevor es für den Langlauf-Weltcup und den zweiten Teil der Para-Skilanglauf-WM nach Norwegen geht. Den Abschluss der diesjährigen Saison wird schließlich das Weltcup-Finale im Biathlon im schwedischen Torsby bilden, welches vom 8. bis zum 11. März stattfindet.

DatumWettbewerbAustragungsort
12. bis 14. Februar 2025Para-Skilanglauf WM (Teil 1)Toblach (Italien)
01. bis 02. März 2025Para Weltcup LanglaufSteinkier (Norwegen)
04. bis 05. März 2025Para-Skilanglauf WM (Teil 2) Trondheim (Norwegen)
08. bis 11. März 2025Para Weltcup-Finale BiathlonTorsby (Schweden)